Woran sich die Zugänglichkeit eines Bahnhofs erkennen lässt

Sicherheit
// 20 September 2024

Beispiel Sandweiler-Contern

Zugänglichkeit. Für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit. Auch im Bahnverkehr. Sie betreten die Bahnhofshalle, werfen einen Blick auf die Anzeigetafel, begeben sich zum Bahnsteig und nehmen im passenden Zugabteil Platz.

Für Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung, ob beispielsweise gehbehindert, sehbehindert oder mental behindert, ist dies alles keine Selbstverständlichkeit. Um diesen Menschen den Alltag zu erleichtern, sind die CFL seit Jahren bestrebt, ihre Bahnhöfe derart auszustatten, dass die Zugänglichkeit gewährleistet ist. Mit dem EureWelcome-Label werden die Bahnhöfe dann als zugänglich ausgewiesen.

Wir sind an der Haltestelle Sandweiler-Contern mit Patrick Schaack verabredet. Er ist bei der nationalen Bahngesellschaft in der Abteilung Sécurité, Sûreté et Environnement zuständig für das Thema Zugänglichkeit. Und er erläutert beim Rundgang durch den instand gesetzten Bahnhof Sandweiler-Contern, welche Aspekte es zu berücksichtigen gilt, damit eine Infrastruktur als zugänglich ausgewiesen werden kann. „Zugänglichkeit bedeutet Inklusion und Barrierefreiheit“, steht für Patrick Schaack fest.

Behindertengerechte Treppen und Fahrstühle

Die Zugänglichkeit beginnt bereits ein Stück weit vom Bahnhof entfernt: Behindertenparkplätze müssen so nahe wie möglich am nächsten zugänglichen Eingang zum Bahnhof angelegt werden. Den Weg zum Bahnhof/-steig sollen weiße Pflastersteine weisen. Deren Punkte und Linien geben Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung Orientierung: Mit dem Blindenstock und den Schuhen ertastete Punkte machen auf eine sich ändernde Umgebung aufmerksam; Linien geben die Richtung der Fortbewegung vor.

Absätze erweisen sich stets als hinderlich – eine Erfahrung, die auch Menschen mit Kinderwagen kennen. Die maximale Absatzhöhe vor Türen darf 2,5 cm nicht überschreiten. Die Breite der Türen ihrerseits muss mindestens 90 cm betragen. Patrick Schaack ergänzt, dass bei Sanitäreinrichtungen, falls vorhanden, mindestens eine davon für einen Rollstuhl zugänglich sein muss.

Während Rollstuhlfahrer(innen) und Menschen mit einer Gehbehinderung auf einen Fahrstuhl angewiesen sind, können sehbehinderte Menschen Treppen bewältigen. Vorausgesetzt, diese sind entsprechend gekennzeichnet und erkennbar. Dazu gehört, dass an den doppelten Handläufen Informationen zu Bahnsteig und Zuglinie in Braille-Schrift angebracht sind – und auch unterhalten werden: Ist die Punktschrift mit Schmutz überzogen, wird sie unleserlich. Dazu gehört auch, dass sich die Stufen, insbesondere die oberste und unterste Stufe, durch eine kontrastreiche Farbgebung erkennen beziehungsweise erahnen lassen und mindestens die erste Stufe muss mit einem Aufmerksamkeitsfeld der Leitlinie gekennzeichnet sein.

Generell sind Farbkontraste bei der Gestaltung der Bahnhofseinrichtungen und eine gut ausgeleuchtete Infrastruktur hilfreich für Menschen mit einer Sehstörung.

In den Fahrstühlen sind die Armaturen in erreichbarer Höhe angebracht und mit Braille-Schrift versehen. Als zusätzliche Orientierungshilfe dienen der ausgeprägte Knopf für das Erdgeschoss sowie akustische Ansagen.

Ein Knopf dient auch als Hilfe an den Anzeigesäulen, die die Züge ankündigen. Wer die Informationen nicht lesen kann, hält diesen Knopf gedrückt, wodurch Audio-Ansagen den aktuellen Fahrplan vorlesen.

Die an den Bahnhöfen installierten CFL-eigenen Notrufsäulen verfügen ihrerseits über zwei Knöpfe: Der untere ist für Rollstuhlfahrer gut erreichbar, so dass sie im Ernstfall einen Notruf an die BMS-Zentrale, die 24/7 besetzt ist, absetzen können.

EureWelcome
Das EureWelcome-Label wird vom der Tourismusabteilung des Wirtschaftsministeriums vergeben, unter anderem auch für Hotels, Campingplätze und Schwimmbäder. Ehe eine Einrichtung als zugänglich ausgewiesen werden kann, wird sie von Vertretern der Vereinigung Info-Handicap unter die Lupe genommen; aufgrund von deren Begutachtung wird das Label dann vergeben – oder nicht. In diesem Jahr wurden die CFL-Bahnhöfe Drauffelt, Kleinbettingen, Mersch, Michelau, Rodange und Roodt/Syre, ausgezeichnet, so dass mittlerweile 27 Stationen der nationalen Bahngesellschaft über die EuroWelcome-Tafel verfügen.
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