Jeden Monat laden wir Sie ein, mit dem „History Train“ ein Stück der Eisenbahngeschichte Luxemburgs (neu) zu entdecken. Von Anekdoten bis hin zu prägenden Ereignissen ; wir öffnen Ihnen die Archive einer reichen Vergangenheit, deren Spuren auch heute sichtbar sind. In dieser zweiten Ausgabe werfen wir einen Blick auf den Bahnhof Luxemburg.
Heute begrüßt er täglich mehr als 80.000 Kundinnen und Kunden der CFL. Doch reisen wir vorerst zurück ins Jahr 1857, dem Gründungsjahr der „Société royale grand-ducale des chemins de fer Guillaume-Luxembourg“, einer ehemaligen luxemburgischen Aktiengesellschaft mit französischem Kapital. Ein Rückblick der den Kontext skiziiert, in dem die Idee eines zentralen Bahnhofs entstand.
Um zu verhindern, dass Luxemburg von den benachbarten Eisenbahnnetzen umgangen wird – was die wirtschaftliche Entwicklung des Landes gebremst hätte –, beschloss die Regierung, ein eigenes Schienennetz aufzubauen und es mit den Nachbarländern zu verbinden. Da das Großherzogtum damals Teil des „Deutschen Bundes“ war und die Festung Luxemburg als Bundesfestung galt, hatten die preußischen Garnisonsverantwortlichen ein Mitspracherecht bei der Standortwahl des zukünftigen Bahnhofs.
Zu den militärischen Anforderungen gehörte die Möglichkeit, den Bahnhof im Konfliktfall von der Festung aus zu bombardieren. Es sollte keinesfalls dem Feind erlaubt sein, von einer solchen Infrastruktur zu profitieren…

Mehrere Standorte wurden in Betracht gezogen: das Plateau Saint-Esprit, das Plateau Bourbon und das Tal der Pétrusse. Jede Variante erforderte umfangreiche, vor allem militärische Bauarbeiten. Die Einwohner wünschten sogar, dass der Bahnhof innerhalb der Festung errichtet werde, aus Angst, ein zu entfernter Standort könnte die Handelsaktivitäten aus der Stadt verdrängen.

Obwohl die Idee, den neuen Bahnhof auf dem Plateau Saint-Esprit zu bauen, zunächst bevorzugt wurde, wurde sie wegen der beachtlichen Kosten verworfen. Die fehlende Einigung über den Standort verhinderte den Bau des Schienennetzes, da sich alle Linien dort treffen mussten.
Schließlich wurde der neue Bahnhof ab 1858 auf dem Gebiet der Gemeinde Hollerich (1920 in die Stadt Luxemburg integriert) errichtet. Diese Wahl machte Anpassungen an den Befestigungen erforderlich, wie den Bau des Fort Wedell (an der heutigen gleichnamigen Straße) und mehrerer Viadukte. Bereits ein Jahr später, am 4. und 5. Oktober 1859, wurden die ersten beiden Bahnlinien eröffnet: eine nach Arlon in Belgien, die andere nach Thionville in Frankreich.
1874 entfielen die militärischen Anforderungen: Die Festung wurde nach dem Londoner Vertrag von 1867 geschliffen. Die Genehmigung für einen neuen Steinbau wurde erteilt, doch es sollte über 30 Jahre dauern, bis das Projekt verwirklicht wurde. Die Arbeiten fanden zwischen 1907 und 1913 statt.





Aber die Geschichte dieses prägenden Gebäudes endet nicht hier. Als eine der wichtigsten Eingangspforten zur Hauptstadt entwickelt sich der Bahnhof Luxemburg ständig weiter.


Da die Zahl der Reisenden stetig steigt, wurden umfangreiche Erweiterungs- und Umbauarbeiten durchgeführt. Die ersten Arbeiten fanden zwischen 2006 und 2012 statt, dem Jahr des hundertjährigen Jubiläums des Bahnhofgebäudes. Sie umfassten die Renovierung und Erweiterung der Bahnsteige, den Bau einer neuen Unterführung und die Errichtung des Glasanbaus.
Im Dezember 2021 kamen zwei zusätzliche Bahnsteige (V und VI), vier zusätzliche bahnsteigangebundene Gleise sowie eine neue Fußgängerbrücke hinzu, die die Stadtteile Gare und Bonnevoie verbindet.
Weil Geschichte sich immer wiederholt, fuhr die alte Straßenbahn schon bis Anfang der 1960er Jahre zum Bahnhof. Seit Dezember 2020 hält ihr moderner Nachfolger vor dem Gebäude, um die CFL-Kundinnen und -Kunden, die gerade aus dem Zug ausgestiegen sind, mitzunehmen…
Bis bald, für eine neue Reise an Bord des History Train