Die Coradia-Züge der CFL entstehen in der „Kathedrale“ von Alstom

Die 34 neuen Coradia-Züge der CFL wurden wie ein riesiges Puzzle zusammengesetzt und basieren auf einer Kombination aus handwerklichem Know-how, technischem Fachwissen und Spitzentechnologie. Tauchen Sie ein in Bilder und Zahlen aus der „Kathedrale“, der Produktionsstätte von Alstom in der Region Barcelona.

Das Alstom-Werk in Santa Perpètua de Mogoda, rund 23 Kilometer von der pulsierenden Metropole Barcelona entfernt, gilt als Spaniens erster Industrie-4.0-Standort. Auf einem enormen Areal von 340.000 m² entsteht auf einer Produktionsfläche von 65.000 m² moderne Mobilität. Schließlich ist jeder dritte Zug, der in Spanien rollt, ein Zug aus den Alstom-Werken – ob als Straßenbahn, Metro, im Fernverkehr oder als Pendlerzug. 

Immerhin: ein Werk, fast so groß wie der Vatikanstaat. Es freut auf jeden Fall einen: das Fitness-Armband. Denn wer alles abläuft, kommt locker auf die verlangte Schrittzahl. Seit 1994 produziert Alstom in Santa Perpètua spanischen Stolz auf Rädern.

Wie also entsteht die neue Königin der luxemburgischen Schiene? Ihre Montur folgt klar definierten Herstellungsschritten: von Schweißen über Lackieren, hin zum Fitting, Tests und Qualitätskontrollen, sowie Inspektionen und schließlich Transport und Auslieferung. Sieben technisch anspruchsvolle Etappen, die ein hohes Maß an Handarbeit erfordern. Jede für sich ist sozusagen ein kleines Kapitel auf dem Weg zur Fertigstellung der rollenden Majestät.

Im Herzstück der Hallen besteht der Rahmen aus Aluminiumplatten. Die Alstom-Schweißarbeiter bringen die einzelnen Teile, Bodenplatte, Seitenwände, Zwischenplatte, Dach und Endplatten zusammen und schweißen diese zum Wagenkasten zusammen, bevor die Coradia ihr Markenzeichen erhält: die rot-weiße CFL-Farbe.

Vom Funken zur Fahrt

Aus rund 4.000 Schrauben, Muttern und Kleinteilen, 79 bis 144 Kilometern Kabel, unzähligen Blechteilen, den Sitzen, Fenstern, Radsätzen, Achsen, Technik, Technologie, Motoren entsteht – nach etwa drei Monaten – eine Coradia der 2400er Baureihe. Hinter jedem Meisterwerk steckt halt ein langer Weg.

Ein historischer Auftrag
Die CFL hat insgesamt 34 Coradia Stream High Capacity Züge bei Alstom bestellt:
• 22 in einer Drei-Wagen-Zusammensetzung (Baureihe 2400, mit jeweils 334 Sitzplätzen) und
• 12 in einer Sechs-Wagen-Zusammensetzung (Baureihe 2450, mit jeweils 692 Plätzen).
Parallel dazu können diese Züge auch in Kombinationen betrieben werden: 3+3/3+3+3/3+6. Die Coradia ist eben nicht nur die Queen der Schiene, sondern auch ein Multifunktionswunder im öffentlichen Transport.

Derzeit verkehren in Luxemburg 15 Coradia-Züge in Einfachtraktion auf dem luxemburger Eisenbahnnetz und grenzüberschreitend nach Arlon (BE) und seit dem 15. Oktober als Mehrfachtraktion zwischen Luxemburg und Diekirch. Bis Ende 2026 werden nach und nach weitere Züge der neuen Generation in Luxemburg eintreffen. Zum Jahreswechsel erwarten die CFL das erste sechsteilige Triebfahrzeug (Baureihe 2450) zur Inbetriebnahme.

Sieben mal sieben mal sieben mal sechs mal drei mal neun

Wer jetzt versucht, das im Kopf auszurechnen, darf gerne die Taschenrechner-App öffnen. Denn Zugbau ist kein Kopfrechenbeispiel, sondern ein hochkomplexes Zusammenspiel aus Technik, Handwerk und Präzision. Auf den Schienen rollt ein großes Stück Verantwortung für tausende und Millionen von Menschenleben.

Unter den wachsamen Augen der Qualitätssicherung von Alstom, sowie der fachmännischen Kontrolle unserer CFL-Kollegen aus dem Service TM (Trains et Matériel), darunter der Verantwortliche für Rollmaterialbeschaffung Mike Strotz und den Projektleiter des Beschaffungsvorhabens der Baureihe 2400/2450 Christophe Kaut, obliegt jede Coradia nachdrücklichen Testgebungen, bevor der Zug die Reise nach Luxemburg antreten darf.

Die Endabnahme durch die CFL ist streng und strukturiert: Drei Tage lang prüfen sechs Fachkräfte den Zug bis ins kleinste Detail. „Fehlerfrei – sonst bleibt er stehen“, bringt es Christophe Kaut auf den Punkt. Wenn’s nicht passt, muss es passend gemacht werden.

"Fun facts"
Wussten Sie, dass der sechswagenige Coradia (Serie 2450)...
• 300,7 Tonnen wiegt? Das Gewicht eines Wagens entspricht dem Gewicht von 10 Elefanten.
• 160,6 Meter lang ist? Das entspricht der Länge von 20 aneinander gereihten Autos.
• Platz für 692 Passagiere bietet? Das entspricht in etwa dem Fassungsvermögen von 4 Verkehrsflugzeugen.
• über Motoren mit einer Leistung von 5,6 MW verfügt? Das entspricht der Motorleistung von 8 Formel-1-Rennwagen.
• aus insgesamt 144 Kilometern Kabel besteht? Das entspricht einer Strecke von 3,5 Marathons.

Abschleppen erlaubt

Sie wollten immer schon mal wissen, wie ein brandneuer Zug von der Halle auf das Schienennetz kommt? Abgeschleppt. Ja, fast richtig. Die erste Etappe übernimmt ein LKW, die Zweite ein Frachtzug. Denn: Mangels eingeholter Fahrzeugzulassung, die erste nach der Inbetriebsetzung in Luxemburg erfolgen kann,  darf der Zug noch nicht selbst fahren.

Bevor die Coradia in Luxemburg Passagiere befördern darf, muss sie sich erst auf unserem Streckennetz beweisen – mit tausenden Testkilometern, Prüfungen und Feinschliff. Erst dann heißt es: Willkommen im Fahrplan.

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