Jeden Monat laden wir Sie ein, mit dem „History Train“ ein Stück Eisenbahngeschichte Luxemburgs (neu) zu entdecken. Von Anekdoten bis hin zu bedeutenden Ereignissen nehmen wir Sie mit auf eine Reise durch die reiche Geschichte der luxemburgischen Eisenbahn.
Im Jahr 1858, als die Bauarbeiten für den neuen Luxemburger Bahnhof begannen – damals noch auf dem Gebiet der Gemeinde Hollerich – durchschneidet das Eisenbahnnetz mehrere Verkehrswege, darunter die Verbindung zwischen Hollerich und Bonneweg sowie die Route de Thionville.
Um diesem Umstand abzuhelfen, wurden verschiedene Alternativen geprüft. Trotz einiger Widerstände entscheidet sich der Staat für einen unterirdischen Durchgang, dessen Eingang sich auf Bahnhofseite an der Kreuzung der Rue Wenceslas I. und der Rue d’Alsace befindet.
Der Durchgang bestand aus zwei parallelen Abschnitten mit jeweils vier Metern Breite und ist durch eine Mauer aus Quaderstein getrennt. Die Bezeichnung „Tunnel“ wäre wohl unzutreffend, da die Verkehrsverbindung lediglich mit Holzträgern überdeckt war, auf denen die Gleise lagen.
Eine Konstruktion aus vergangenen Zeiten, die die Nutzerinnen und Nutzer einem erheblichen Lärmpegel aussetzte, da die Züge direkt über ihren Köpfen fuhren – und dazu kam noch eine garantierte Verschmutzung, da die Abdeckung nicht dicht war. Auch die Gefahr von Verletzungen durch Pferde war jederzeit möglich, da die Tiere durch den Lärm scheuen konnten. Die Gefahr des unterirdischen Durchgangs war bekannt und wrude in Berichten erwähnt.
Mit der Inbetriebnahme der Schmalspurbahnlinie Luxemburg – Remich im Jahr 1882 wrude einer der beiden Wege des Durchgangs dem „Jangeli“-Zug vorbehalten, was die Situation für Fußgänger weiter verschärfte. Häufige Unfälle sind die Folge, darunter zwei schwere in den Jahren 1904 und 1906. In beiden Fällen stosste ein Zug, der in Richtung des seit 1903 in Betrieb befindlichen Depots Bonneweg fuhr, mit einem aus Remich kommenden Zug am Ausgang des Durchgangs zusammen.
Diese Unfälle brachten dem unterirdischen Durchgang den Spitznamen „Knachenmillen – Knochenmühle“ ein, geprägt von einer Bevölkerung, die nach den Unfällen gegen das gefährliche Nadelöhr auf der Bonneweger Seite protestierte. Es sollte jedoch bis 1929 dauern, bis mit der Eröffnung der Bowstring-Brücke eine sichere Überquerung der Gleise für den Straßenverkehr und Fußgänger möglich war – und der unterirdische Durchgang endlich seine Funktion und Daseinsberechtigung verlor. Ein Ausstieg…nach oben!
Nach heutigen Sicherheitsstandards sind Situationen wie jene, die die sogenannte Knochenmühle in Bonnevoie/Hollerich zutage brachte, ein Ding der Unmöglichkeit. Heute ist Sicherheit bei der CFL oberste Priorität und fließt in die Planung des Schienennetzes und der immer zahlreicher werdenden multimodalen Umsteigeplattformen mit ein. Wie in diesen Projekten: