Technik und Know-how sorgen für neue Gleise

Es ist Montagmorgen und zwischen Roodt und Wecker bietet sich ein ungewöhnliches Bild. Einem Tausendfüßler gleich kriecht der Swietelsky RUS 1000 S die Gleise entlang und hinterlässt nichts als vollständig neue Gleise. Dabei ist die Funktionsweise dieser Maschine, ein Unikat in Europa, genauso beeindruckend wie die Geräuschkulisse, mit der sie sich im Schnitt mit 150 Metern in der Stunde fortbewegt.
13,4 Kilometer Gleis – das entspricht knapp 27 Kilometern Schienen, 22.000 Schwellen und mehreren Tonnen Ballast – erneuert die CFL auf der Strecke Luxemburg – Wasserbillig – Trier. Hintergrund der Arbeiten ist die Gewährleistung der Sicherheit der Kundinnen und Kunden sowie des Personals der CFL. Denn mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von 25 Jahren war das zuletzt 1996 erneuerte Gleissegment reif für eine Rundumerneuerung.

Der Einsatz des Gleiserneuerungszugs spielt in diesem Zusammenhang, gemeinsam mit dem geschulten Team von Swietelsky und CFL, eine Protagonistenrolle. Neun Gleiserneuerungszüge besitzt Swietelsky, die Nachfrage ist dementsprechend hoch und der Stahlkoloss wurde bereits mehrere Jahre im Voraus gebucht. Das Ausmaß der Arbeiten beeindruckt auch die langjährigen Mitarbeiter von Swietelsky. Auch wenn diese europaweit unterwegs sind, ist die Arbeit zwischen Roodt und Wecker nicht alltäglich – das Arbeitsvolumen beeindruckt.
Neue Schienen am laufenden Band
Die Funktionsweise des Gleiserneuerungszugs ist einzigartig in Europa. Schnell, präzise und effizient ermöglicht der Einsatz einer solchen Maschine auch größere Gleissegmente in kurzer Zeit zu erneuern. Bereits nach dem Passieren des Gleiserneuerungszugs ist das neue Gleis mit einer Maximalgeschwindigkeit von 60 km/Stunde befahrbar. Das vereinfacht nachträgliche Arbeiten am Gleis, die zum Teil auch mit schwerem Gerät auf der Schiene erledigt werden, ungemein – wie uns Laurent, CFL-Projektleiter vor Ort, erklärt.
Die unterschiedlichen Schritte in Bildern





Neue Schwellen und Schienen werden platziert. Der nötige Schotter wird zugeführt und verteilt.

Neue Schwellen und Schienen werden platziert. Der nötige Schotter wird zugeführt und verteilt.

High-Tech-Maschinen und tatkräftige Männer und Frauen – ein unschlagbares Team
Die knapp 1.000 Meter lange RUS 1000 S ist ebenso beeindruckend wie effizient. Doch auch sie wäre ohne den leidenschaftlichen Einsatz der Swietelsky- und CFL-Teams nutzlos. Denn bereits lange vor den eigentlichen Erneuerungsarbeiten sind die jeweiligen Teams vor Ort und bereiten das Gleisbett für den Durchgang des Gleiserneuerungszugs vor. So werden beispielsweise alle unterschiedlichen im Gleis eingebauten Elemente – unter anderem Achszähler, ETCS-Balisen usw. – ausgebaut. Diese könnten bei der Durchfahrt des Zugs beschädigt werden. Damit der Zug wie oben beschrieben die Schienen „einfädeln“ kann, werden die Schienen unter beeindruckendem Funkenschlag an einer oder mehreren Stellen aufgeschnitten. Selbst während des Einsatzes des Swietelsky-Zugs kann auf den Faktor Mensch nicht verzichtet werden. Emsig, gekonnt und präzise sind die Bewegungen jener Männer, die nicht nur die Funktionsweise der Maschine mit Argusaugen verfolgen, sondern auch das Resultat der Arbeit detailliert kontrollieren.
Schweißen: Oder wenn Handwerk und Physik harmonieren
Nach dem Durchgang des Swietelsky ist die Arbeit jedoch noch nicht vollständig abgeschlossen. Das Gleis ist gestopft und somit stabil, allerdings müssen die im Durchschnitt 360 Meter langen Gleispaneele endgültig miteinander verschweißt werden. Wenn Schweißen bereits an sich eine Herausforderung darstellt, so ist das endgültige Verbinden von Gleiselementen eine wahre Kunstform. Wie jede metallene Struktur dehnen sich Schienen nämlich bei höheren Temperaturen aus und ziehen sich bei kälteren Temperaturen zusammen. Damit keine Spannungen in den kilometerlangen Schienen entstehen, werden Schweißarbeiten bei einer Schienenkerntemperatur von 27 Grad ausgeführt. Angesichts des aktuellen Temperaturunterschieds des anstehenden luxemburgischen Herbstes muss das Gleis also auf 27 Grad aufgeheizt werden. Da sich die Schiene jedoch beim Abkühlen auf die Umgebungstemperatur wieder zusammenziehen würde, wird die Schiene kurzerhand verlängert. Auf 360 Meter Gleis wird so zum Beispiel bei 10 Grad Umgebungstemperatur 4,5 cm Schiene hinzugefügt, damit diese unter kälteren Umständen auch die nötige Stabilität vorweisen und für die Sicherheit Aller gesorgt ist.


