5.850 Tonnen in Bewegung
Anspannung, Konzentration, Vorfreude… Alles das und noch viel mehr ist in den Gesichtern jener Mitarbeiter zu erkennen, die am Ereignis des Jahres beteiligt sind. Projektleitung der CFL und zahlreiche Mitarbeiter von Unternehmen, die im Projekt des Baus einer der größten Eisenbahnbrücken des Typs „Bow-string“ beteiligt sind, fiebern jenem Ereignis entgegen, auf das sie seit Anfang 2019 ungeduldig warten.
Gestern Nacht, oder doch besser gesagt Heute morgen war der Moment, auf den alle mit Anspannung warteten, dann endlich da. Der Eisenkoloss mit einem Eigengewicht von 5.850 Tonnen wurde über die Autobahn geschoben. Damit dies funktionieren konnte war einiges an Vorbereitung nötig. Neben der eigentlichen Konstruktion, die angesichts der Größe und des Umfangs der Brücke ihre eigenen Herausforderungen mit sich brachte, war es aber vor allem auch das Gewicht des OA14 (Ouvrage d’art 14), das die Brückenverschiebung zu einem spektakulärem Moment machte. Seit über einer Woche wurde die metallische Konstruktion Tag für Tag auf die für die Brückenverschiebung nötige Höhe von 5 Metern angehoben. Ein wahrer Kraftakt der einiges an Know-How und vor allem auch Technik bedurfte. Insgesamt 30 SPMT (self propelled modular transporter) waren nötig um die Brücke über die Autobahn zu verschieben. Jedes einzelne der 30 Transporter verfügte dazu über 24 Reifen, wovon jeder individuell für eine Last von bis zu 12 Tonnen ausgelegt ist.
Am Vortag bereits wurde die Funktion der Gefährte überprüft und ein erster Rolltest durchgeführt. Mit Zuversicht blickten dementsprechend alle Beteiligten auf den Startschuss, oder in diesem Fall eher das Startsignal, das Mobilitätsminister François Bausch und CFL-Generaldirektor Marc Wengler um kurz nach 1 Uhr gaben. Nach der Bestätigung des „Go“ wurde aus dem Traum, der Theorie, Wirklichkeit.
Lautstark und geduldig trugen die hydraulischen Gefährte die außergewöhnliche Metallkonstruktion über die Autobahn, die bereits am Freitag ab 20 Uhr für die Arbeiten der CFL und der Straßenverwaltung (Ponts et Chaussées) geschlossen wurde. Ziel der sogenannten Brückenverschiebung war das Absetzen der Brücke auf den bereits im Vorfeld gebauten Brückenlagern. Millimeterarbeit, die die volle Konzentration aller Mitarbeiter abverlangte. Ein orchestriertes Schauspiel, das lediglich von einer kleinen Gruppe von direkt am Projekt beteiligten Personen live miterlebt wurde. Dies aus Sicherheitsgründen, die sich angesichts der Ausmaße der Brücke von selbst verstehen. In rhythmischen aufeinander abgestimmten Bewegungen gelang der Eisenkoloss somit in weniger als 2 Stunden über die Autobahn an sein Ziel.
Wenngleich sich auf den Gesichtern Erleichterung und Freude über das Vollbrachte zeigten, war zu diesem Moment jedoch noch lange nicht an Feierabend zu denken. Auch an den restlichen Tagen des Wochenendes wird fleißig weitergearbeitet und die Brücke dank Schweiß- und Betonnagearbeiten endgültig mit den Brückenlagern verbunden. In den kommenden Monaten wird dann aus der verschobenen Brücke eine „echte“ Eisenbahnbrücke. Nach der Konstruktion der Fahrbahnplatte folgt dann der Bau des Gleisbetts mit allen Elementen, die dafür nötig sind.