Schleifzug – Wenn nachts die Funken fliegen

Baustellen/Projekte
// 8 Dezember 2021

Wenn nachts Funken fliegen und der Schleifzug auf dem CFL-Schienennetz unterwegs ist, hat das seinen Grund. Das Schleifen ist notwendig, um der Materialermüdung, wie sie z.B. auf besonders stark befahrenen Streckenteilen entsteht, entgegenzuwirken. Ein wichtiger Faktor für die Sicherheit und den Komfort der Kunden.

Durch das Schleifen wird die Lebensdauer von Schienen und Weichen verlängert, die Räder der darüberfahrenden Züge geschont, sowie der Energie- und Rohstoffverbrauch reduziert. Somit wirkt sich systematisches Schleifen positiv auf das Budget, auf die Qualität der Gleise und Weichen, sowie auf die Umwelt aus.

Schienen und Weichen gehören gehegt und gepflegt

Um eventuelle Mängel frühzeitig zu erkennen werden Schienen generell 2x jährlich per Ultraschall kontrolliert und die Weichen manuell überprüft. So können Unebenheiten schnell ausgebessert und aufwändigeren Reparaturarbeiten, die mit größeren Sperrungen von Streckenteilen verbunden wären, vorgebeugt werden. Besonders Stellen, an denen oft Probleme auftauchen werden präventiv kontrolliert um zu garantieren, dass sie in einem guten Zustand sind. Dazu gehören Abschnitte, auf denen viele Züge fahren, oder auch Streckenteile mit engen Bögen (z.B. in Kurven), wo mehr Druck auf den Schienenradius ausgeübt wird. Sie sind anfälliger für Risse, die sogenannten „HeadChecks“.

Arbeiten mit dem Schleifzug finden nachts statt, um den regulären Schienenverkehr nicht zu behindern. In einer Nachtschicht, die maximal 5 Stunden dauert, schafft ein Schleifzug es bis zu 4 Weichen, bspw. zwischen 2 und 3 Kilometer Schienen zu schleifen. Dabei werden zwei Arten von Arbeiten verrichtet:

  • Das präventive Schleifen

Beim präventiven Schleifen werden kleinere Schönheitsfehler an einzelnen Stellen am Gleis oder der Weiche behoben. Dabei handelt es sich zum Beispiel um einen sogenannten „HeadCheck“, ganz kleine Risse im Schienenkopf, oder Wellen von bis zu 0,05 mm. Durch das Abtragen von bis zu 0,3 mm Material werden größere Schienenfehler und deren negative Konsequenzen auf den Zugbetrieb (Zugausfälle, Sperrungen wegen Wartungsarbeiten), vermieden.

  • Das Reprofilieren

Beim Reprofilieren werden bis zu 0,5mm Material abgetragen und das Sollprofil wiederhergestellt. Wenn die Schienen und Weichen sich in diesem idealen Zustand befinden, ruckelt der Zug beim Fahren weniger, was den Komfort der Kunden vergrößert.

Der Schleifzug in Aktion

Schienen schleifen dank Schleifscheiben am Schleifzug

Zum Schleifen fährt die Maschine über den betroffenen Schienenabschnitt oder die Weiche und übt anhand von Schleifscheiben Druck auf die betroffene Gleispartie aus. Man unterscheidet zwischen zwei Arbeitsmaschinen: dem Schleifzug für Schienen, der zwischen 32 und 48 Schleifscheiben hat, und jenem für Weichen, der davon zwischen 16 und 24 zählt.

Diese Scheiben sind unterschiedlich geneigt, wodurch die Schienen und Weichen sowohl von oben, als auch von den Seiten gleichzeitig geschliffen werden können. Da es notwendig ist mehrmals über den gleichen Abschnitt zu fahren, sind solche Arbeiten etwas langwierig. Jedoch gilt: Umso mehr Scheiben ein Zug hat, desto schneller schreiten die Arbeiten voran.

Das Profil der Schienen und Weichen wird bei diesem Arbeitsprozess durchgehend gemessen und die CFL erhält Vorher-Nachher Bilder der betroffenen Abschnitte.

Kurven auf den Zugstrecken sind durch die Neigung des Zugs einem größeren Druck ausgesetzt und anfälliger für Fehlstellungen. Aus diesem Grund befinden sich dort mehrere Messpunkte, die regelmäßig kontrolliert werden.

Fräsen vs. Schleifen vs. Erneuern

Früher hat die CFL Schienen und Weichen gefräst. Bei dieser Methode wird aber mehr Material abgetragen, was erfahrungsgemäß dazu führt, dass das betroffene Material daraufhin schneller ersetzt werden muss, als dies beim Schleifen der Fall ist.  Aus diesem Grund greift die CFL nun eher auf das Schleifen zurück. Früher oder später kann die Schiene oder die Weiche jedoch nicht mehr weiter abgeschliffen werden, und muss ersetzt werden.

Die CFL selbst besitzt keinen eigenen Schleifzug, sondern mietet diesen 2x im Jahr im Ausland. Bei den letzten 10 Nachtschichten im August auf der Linie Luxemburg – Wasserbillig wurde dabei während 429 Minuten am Schienennetz geschliffen.

Categories
Baustellen/Projekte