Lebensdauer verlängern, Fahrkomfort verbessern

Baustellen/Projekte
// 24 Mai 2024

Mit dem Schienenschleifzug SPENO im Einsatz

Es ist eine uralte Weisheit: gute Pflege und regelmäßiger Unterhalt verlängern die Lebensdauer. Das gilt auch für die Schienen: Bei sorgsamer Wartung kann sich deren Lebenserwartung verdoppeln.

Ein Beispiel sorgsamer Wartung wie sie die CFL anwendet, ist das Schleifen der Schienen. „Ohne Schleifen liegt die Nutzungsdauer bei 15 bis 20 Jahren“, weiß Kim Rohmann, Chef de Cellule Voie. „Werden die Schienen regelmäßig geschliffen, halten sie zwischen 25 und 30 Jahren.“

Jahrespensum liegt bei 80 Kilometer

Mit einem Spezialzug, den die CFL im Ausland anmietet, werden diese Arbeiten durchgeführt. Wo der SPENO, benannt nach dem Schweizer Betreiberunternehmen, zum Einsatz kommt, entscheiden vorherige Inspektionen am 630 Kilometer langen Gleisnetz der nationalen Eisenbahngesellschaft. Die Schienen werden im Halbjahresrhythmus mit einem sogenannten Ultraschallzug abgefahren und auf etwaige Unregelmäßigkeiten geprüft; hinzu kommen visuelle Prüfungen, die die Brigaden alle zwei Monate durchführen.

„Daraufhin entscheiden wir dann, auf welchen Streckenabschnitten wir auf die Dienste des SPENO zurückgreifen“, erklärt Kim Rohmann. „Jährlich erfahren dabei rund 80 Schienenkilometer diesen Unterhalt.“

Die Fahrgäste profitieren

Neben der Verlängerung der Lebensdauer der Schienen sorgt der Schleifvorgang für einen erhöhten Fahrkomfort und eine Lärmreduzierung – wovon die Fahrgäste im Alltag profitieren. Michael Monteiro Da Silva, beigeordneter Chef de la Cellule Voie, weist zudem auf den finanziellen Faktor hin: Während die Instandhaltung mit dem Schleifzug jährlich mit rund 600.000 Euro zu Buche schlage, koste die Verlegung von einem Kilometer Schiene 300.000 Euro.

Je nach Zustand der Schienen wird zwischen einem kurativen Schleifen (bis drei Millimeter) und präventiven Schleifen (über drei Millimeter) unterschieden. Als Ursachen für den Verschleiß der Schienen führt Kim Rohmann neben der Reibung Schiene-Rad die stetig steigende Anzahl an Zügen und deren Last – „Frachtzüge führen aufgrund des hohen Gewichts der beförderten Güter zu mehr Abnutzung“ -, die Geschwindigkeit und das Streckenprofil an. Besonders wartungsintensiv seien vor allem kurvenreiche Trassen mit engem Radius wie etwa zwischen Kautenbach und Wiltz.

Müssen sehr tiefe Unregelmäßigkeiten ausgebessert werden, gelangt anstelle des SPENO ein Fräszug zum Einsatz. Die rund 1.000 Weichen werden derweil jährlich gemessen und, falls nötig, manuell geschliffen.

Einsatz in Esch/Alzette

Mitte Mai, kurz nach Mitternacht. Nördlich des Bahnhofs Esch/Alzette wartet der SPENO auf seinen Einsatz – ungeduldig wie das Schnauben seiner Aggregate vermuten lässt. Die Schleifarbeiten können nur nachts durchgeführt werden, wenn der reguläre Zugverkehr ruht. Wie alle Arbeiten, die in der Nacht erfolgen, ist es ein Wettlauf mit der Zeit, gilt es doch, das Gleis rechtzeitig für den Schienenverkehr freizugeben. „Zwischen 500 und 600 Meter Schiene können wir in einer Stunde schleifen“, schildert Michael Monteiro Da Silva die zeitliche Herausforderung. „Im Idealfall haben wir zwischen vier und fünf Stunden zur Verfügung.“

Er selbst hat in den Wochen zuvor die notwendigen Genehmigungen eingeholt und Hinweise an die Anwohner verteilen lassen, dass es nachts etwas lauter zugehen wird. Die diensttuende Nachtschicht entfernt kurz vor Beginn der Schleifarbeiten Kabel, Signale und Instrumente, beispielsweise Achsenzähler, von den Schienen. Es gilt, unnötige Beschädigungen zu vermeiden.

Gegen 01.30 passiert ein letzter Frachtzug die Strecke. Sofort werden die Dieselmotoren des SPENO hochgefahren, schwarzer Rauch steigt in die dunkle Nacht auf, der Zug fährt in Position und legt gleich darauf los. Die paarweise unter dem Zug montierten Schleifsteine werden auf die Schienen niedergelassen und einem Feuer speienden Drachen gleich gleitet die Maschine sodann geräuschvoll über ihre Arbeitsstrecke. An den Flanken angebrachte Schutzplanen verhindern einen zu hohen Funkenflug. Sprühstrahler unter dem Zug und Wasserlanzen an den Zugenden bannen die Brandgefahr, insbesondere wenn die Schienen noch auf Holzschwellen ruhen und viel Vegetation an der Strecke vorhanden ist.

Der Schleifvorgang wiederholt sich mehrfach. Wie oft, ermitteln Sensoren, die den Zustand der Schienen erfassen und in die Lokführerkabine übermitteln. Nach rund einer halben Stunde ist die Arbeit in dieser Nacht getan. Der SPENO wird wieder an einen CFL-Arbeitszug gekoppelt – nur mit der mit ETCS ausgerüsteten Bahnbaumaschine darf der Schleifzug das luxemburgische Netz befahren – und nach Bettemburg gefahren, die Bahnstrecke wird wieder für den Zugverkehr hergerichtet.

Auch der SPENO benötigt Pflege

Wie die Schienen, so muss auch der Schleifzug gewartet werden. Ehe er erneut zum Einsatz kommt, wird der 266 Tonnen schwere und 77 Meter lange, gelbe Gleisarbeitszug im Centre Logistique de l’Infrastructure Ferroviaire (CLIF) in Bettemburg einer Reinigung unterzogen. Abdeckungen und Verkleidungen werden abmontiert, die Aggregate mit Druckluftstrahlern gesäubert. Wie wichtig das ist, davon zeugt das abgetragene Material, das zu Tage tritt und entsorgt werden muss.

Die 32 Schleifsteine werden inspiziert und, je nach Abnutzung, ausgewechselt. Ein Vorgang, den das SPENO-Team mit gekonnten Handgriffen rasch vollzieht. Danach steht einem neuen Schleifauftrag nichts im Weg.