Der CFL-Fahrsimulator: Übung macht den Meister
Schon gewusst? Die CFL verfügt über einen Fahrsimulator zur Ausbildung ihrer künftigen Lokführer. Abgesehen von zahlreichen begleiteten Fahrstunden, die vor Ort stattfinden, unter Realbedingungen und in Begleitung von Ausbildern, kommt den CFL-Lokführern, „Mécaniciens“ genannt, ein Fahrsimulator zu Gute, um ihre während der rund ein Jahr dauernden Ausbildung erworbenen Kenntisse anzuwenden.
Von der Theorie zur Praxis
Ebenso wie für den Autoführerschein ist es wichtig, zunächst die Theorie vor der Praxis zu beherrschen. In Hinsicht auf den Erwerb der Fahrfähigkeitsbescheinigungen studiert der zukünftige CFL-Lokführer sein Arbeitsumfeld, seine Rolle und seine Verantwortung im Schienentransportbetrieb, aber auch und vor allem die Gesetzmäßigkeiten und Besonderheiten der luxemburgischen, deutschen, französischen und belgischen Schieneninfrastrukturen.
Der Kandidat befasst sich mit dem Rollmaterial, das auf dem CFL-Schienennetz verkehrt, indem er die technischen Anforderungen der Triebfahrzeuge durchgeht. Praxiskurse behandeln vor allem die Platzierung der Geräte und das Funktionieren der Steuerungssysteme für die Inbetriebnahme des Rollmaterials, sowie die Pannenbehebung bei Triebfahrzeugen. Hat er seine Fahrlizenz in der Tasche, profitiert der Schüler von einem Praktikum über 4 Monate hinweg. Erste Fahrstunden zu Realbedingungen unter Überwachung eines Tutors sowie von erfahrenen Lokführern ermöglichen es dem Kandidaten, sein Können an Ort und Stelle zu erproben.
Rund 6 Monate nach Ausbildungsbeginn absolviert der Azubi zum CFL-Lokführer seine ersten Fahrstunden im Simulator.
Wieso dieser Simulator?
Von der Interpretation der Signale über vorausschauendes Denken bis hin zur Bremsung, sowie im Umgang mit den verschiedenen Werkzeugen der Betriebskommunikation vermittelt dieser Simulator den gesamten Weg eines Zuges, sei es unter so genannten Normalbedingungen, das heißt, ohne Zwischenfälle, oder in so genannten Störungssituationen.
Ein Lokführer muss schnell und angemessen in jeder Fahrsituation auf dem Schienennetz reagieren können, mehr oder weniger seltene Störungssituationen eingeschlossen. Das können ein Hindernis auf den Schienen oder eine Störung an einem Bahnübergang sein, ein Stromausfall der Oberleitungsversorgung. Mehrere Fallbeispiele können auf den Bildschirmen des CFL-Fahrsimulators wiedergegeben werden. Der Kandidat lernt, unter anderem, wie man Abweichungen in der Signaltechnik erkennt, aber auch, wie man sich im Falle einer empfangenen Funkwarnung richtig verhält.
Die Simulation von Nachtfahrten wird möglich sein, einschließlich unangenehmerer Wetterverhältnisse, wie Regen- oder Schneeschauer oder auch Nebel.
Das „Debriefing“ ist eine sehr wichtige Etappe nach jeder Übung im Simulator. So folgt auf jede Übungseinheit ein konstruktiver Dialog zwischen dem Ausbilder und dem Kandidaten. Ziel dessen ist es, Letzteren auf eventuelle Fehler aufmerksam zu machen, die bei der Übung unterlaufen können, um diese sofort zu korrigieren. So bekommt der Ausdruck „Übung macht den Meister“ seinen vollen Sinn!
Welchen Eindruck haben die Kandidaten im Allgemeinen nach einer Sitzung im Simulator?
Auf jede Lokführer-Grundausbildung folgt eine Abschlussprüfung in Theorie und Praxis. Die Simulatorprüfung ist ein entscheidender Punkt im Lernprozess. Dies ermöglicht, zu überprüfen, ob der Kandidat die richtigen Handgriffe anwendet, bevor er alleine mit einem Zug im kommerziellen Betrieb unterwegs ist. Selbst erfahrenen Lokführern kann es passieren, in Prüfungssituationen nervös zu werden. Dabei ist nicht zu vergessen, dass der Simulator genutzt wird, um Fahrsituationen unter mehr oder weniger schwierigen Bedingungen zu meistern. In diesem Sinne bleibt das Geschick beim Fahren, zuvorderst beim vorausschauenden Bremsen, eine erste Herausforderung, die die Kandidaten meistern müssen. Daher rührt auch die Wichtigkeit einer regelmäßigen und verstärkten Praxis in einem Simulator wie dem der CFL.
Nutzt der Simulator auch erfahrenen Lokführern?
Ein Lokführer, unabhängig von seiner Erfahrung, kommt zeitweise zur Übung in den Simulator.
Je nach den Ausbildungszielen bleibt der Simulator ein wesentlicher Vorteil, um die Theorie in die Praxis umzusetzen. Anzumerken ist hierbei, dass, anders als es das deutsche Gesetz für unsere Kollegen der DB (Deutsche Bahn) vorsieht, der Fahrsimulator noch keine gesetzliche Verpflichtung in Luxemburg darstellt.
In jedem Fall gehen, nach dem Ende der Lehrzeit und der Bescheinigung ihrer Einsatzfähigkeit, die CFL-Lokführer in die Abteilung für Fahrbetreuung („encadrement conduite“) und deren „Coachs“ über, um dort kontinuierlich weiterführende Fortbildungen zu absolvieren. Ein begleitetes Fahren mit einem Ausbilder steht außerdem alle 6 Monate auf dem Plan.